Dienstag, 20. September 2011

Schwere Zeiten

Wer mich kennt weiss, dass ich seit geraumer Zeit Anhänger des derzeit schlechtesten Vereins der 1.Liga bin. Das an sich macht nichts, wäre ich nicht so naiv, mein Kind mit ins Stadion zu nehmen. Nach nunmehr 4 Versuchen ergab sich eine kleine Krise, die ich auch meinem Verein nicht vorenthalten wollte und so schrieb ich vergangenen Sonntag folgende Zeilen (wobei ich nachträglich ein Zitat noch korrigieren muss). Warum das hierher gehört? Nun, 1. handelt es sich um mein Kind 2. tut Kindermund Wahrheit kund. Aber lest selbst:



Lieber HSV, sehr geehrte Herren Arnesen und
Oenning, liebe Spieler, lieber Dino Herrmann,

vor der letzten Spielzeit gab es im 'Matz Ab' diverse Sommergeschichten zu lesen. Thema war seinerzeit 'wie ich zum HSV gekommen bin'. Einige der Erzählungen waren sehr rührend,berichteten von den Träumen kleiner Jungs, die 50 Jahre später immer noch ihrem Verein, ihrem Traum anhängen.

Mein Erstes Mal war Ende der 80er gegen den VFB Stuttgart. Thomas von Heesen spielte noch und wir hatten grottenschlechte Plätze in der alten Betonschüssel. Aber es war Sommer, sonnig und der HSV gewann. Und ich erinnere mich heute noch gerne daran.

Ganz der sentimentale Papa wollte ich meiner kleinen Tochter (Yolanda, 5 Jahre alt) auch etwas Besonderes schenken. Sie singt schon seit einiger Zeit gemeinsam mit mir 'Hamburg meine Perle' und ist eine recht stolze Hamburger Deern. Was also liegt näher, als sie 'mal mit zum Fußball' zu nehmen?

Und da genau liegt das Problem.

Erstes Spiel der Lütten: Letzte Saison zu Hause gegen den
SC Freiburg. Der HSV verliert, aber es ist ein toller Tag mit Bratwurst, Eis und viel Sonne. Dann kaufe ich zwei Dauerkarten, egal wo - Hauptsache mit der Familie weiter zum HSV, gerade jetzt im 'Umbruch'! Erstes Heimspiel der neuen Saison: Es gastiert die Hertha. Die Kleine schwenkt die Fahne, singt und feuert an. Naja, unentschieden.


Dann die Kölner. Wieder ist die kleine mit Feuereifer dabei. Mitten in eine maue Phase grölt sie 'legt euch mal ein bischen ins Zeug!', der halbe Block lacht und alles ist gut bis zur 84. Minute. Papa ist enttäuscht und das Kind auch.


Dann kommt Gladbach. Die Anreise ist wegen der Baustelle im Hauptbahnhof wirklich anstrengend. Aber Yolanda wollte unbedingt wieder mit, mit Papa zusammen zum HSV. Sie singt die Perle, interessiert sich was unten geschieht. Dann in der trostlosen Phase gegen Ende der 1. Halbzeit: "Papa, wenn der HSV jetzt zum dritten Mal verliert, dann habe ich langsam keine Lust mehr". Noch lachen die die Fans um uns herum über die seute Deern.

Heute morgen klönen Papa, Mama und Yolanda über Gestern und
das Kind sagt:" Papa, ich habe keine Lust mehr zum HSV zu gehen. Ich komme erst wieder mit, wenn die auch mal gewinnen..."

Wisst ihr, es geht mir gar nicht um Titel, Stars oder Weltfussball. Ich möchte meiner Tochter nur eine schöne Kindheitserinnerung schenken: Samstags mit Papa ins Stadion, Wurst, Eis und ganz laut singen. Wir haben dazu alles was wir brauchen: Dauerkarten, Trikots, eine Fahne und wenn wir Lust haben schminken wir uns die Raute auf die Wange. Aber ein bisschen Hilfe von Euch, die bräuchte ich. Kann ich auf Euch zählen?

Viele liebe Grüße aus Barmbek,

Man glaubt es kaum, aber der HSV hat tatsächlich geantwortet. In der Kurzform (dessen Langform tatsächlich personalisiert war und als Antwort auf meinen Schrieb gelten kann) bittet man um Entschuldigung und hofft, dass wir auch weiterhin den Verein unterstützen. Gut, ok. Heute Morgen beim Frühstück berichte ich Yo davon:
Papa: "Du, ich habe dem HSV geschrieben, dass du keine Lust mehr hast mit ins Stadion zu kommen, weil du so enttäuscht bist. Und die haben mir sogar geantwortet! Der HSV entschuldigt sich und möchte, dass du mal wieder mit kommst. Was meinst du?"
Yo überlegt, legt den Kopf schief und verkündet:
"Ok, ich komme nochmal mit. Aber wenn der HSV dann wieder verliert, dann gehe ich nie, nie mehr ins Stadion ...(Donnerhall Ende)"

Also los Jungs, kämpfen und siegen! Sonst habe ich zu Hause ein echtes Problem!