Montag, 27. September 2010

Kausalketten für Kleinkinder - Lektion 2

Am Anfang der Erziehung steht für Eltern oft der Wunsch, diese neuen lauten Geräte -die plötzlich Nachts, Morgens, Mittags, Nachmittags..also eigentlich immer angehen- hin und wieder auf ein phontechnisch erträgliches Maß zu reduzieren. Ganz in den eigenen Mechanismen verhaftet versucht man als ultima ratio die Bechstechung. Das funktioniert ja auch, ganz prima sogar.

Im Lauf der Zeit erkennt ein Schreibalg (tm) nur leider, dass man diesen Effekt nachstellen kann. Kind schreit / weint/ quakt / quengelt, woraus folgt Oma / Opa / Tante / Papa verabreichen Süßes. Das funktioniert auch mit anderen Dingen. Kind will nicht rausgehen? -> Quengeln -> Irgendwann bleibt man zu Hause. Gelle?

Als Elter (man darf ja nicht mehr Mama oder Papa sagen) geht einem das nur irgendwann gehörig auf den Keks und verweigert die Herausgabe selbiger alssbald. In mühseliger Kleinarbeit indoktriniert man das Kind mit folgendem Verhaltensmuster: DuKind, bist heute den ganzen Nachmittag artig, dann darfst du vor dem Abendbrot noch eine Folge Bibi Blocksberg gucken / einen Keks / wasauchimmer. Das funktioniert, super, grandios.

Zudem entdecken vor allem Mädchen irgendwann, dass sie den Blick(tm) beherrschen. Der Blick(tm) ist die Fähigkeit, mit großen Augen ausgeführt sämtliche Schutzmechanismen männlicher Ratio in seine Atome zu zerlegen und mit leise gehauchten Wünschen ("Duuu, Paapii...?") aus dieser Existenzsphäre zu bannen. Das Unheil nimmt seinen Lauf, wenn Kind das fortgeschrittene Verhaltensmuster mit dem Blick (tm) zu kombimieren weiß.

Papa sitzt am Tisch und hypnotisiert sein Notebook. Neben sich erahnt er eine Bewegung. Wie aus dem Nichts materialisiert sich das "Kind" neben ihm. Sacht hebt es den Kopf. Augen, groß wie Mühlräder, schauen Papa an. Sacht haucht dies dunkle Fee ihren Spruch: "Duuu, Papiii?" "Ja, mein Kind" (das Blickfeld von Papa beginnt zu verschwimmen. Wie aus weiter Ferne dringen die Worte an sein Ohr) "Ich war doch heute ein gaaanz liiiieebes Kind, nääää?"

Langsam klärt sich Papas Blick wieder, seine Finger zucken wie zum Beweis der wiedergekehrten Kontrolle über seinen Körper. Das "Kind" hüpft fröhlich trällernd mit einer Tüte Schokobons davon. Moment! Aber die Tüte...die stand doch eben noch auf dem Tisch...was zum....? Und leise klingen die Worte wie aus einer anderen Dimension nach "Darf ich die Weltherrschaft an mich reißen, oooch bittöööh?" Ja, klar mein Kind, alles was du willst...

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